Mittwoch, 24. Oktober 2012

2 months later...

Das Leben eines Austauschschülers ist anstrengend, aufregend und total ausgebucht.
Ich bin erst knapp zwei Monate in Amerika und hatte ein grösseres Gefühlschaos in diesen zwei Monaten als ich in meinem ganzen Leben zusammen hatte, gehabt. Sehnsucht, Freude, Glückseligkeit, Trauer, eigentlich fast jedes Gefühl das man sich nur so vorstellen kann. Und ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie verwirrend das ist.

Typisch Amerikanisch. Das war die Vorstellung die ich von meiner Gastfamilie hatte. Total daneben gegriffen oder etwa doch nicht? Wenn ich mir eine typisch Amerikanische Familie vorstelle, kommt mir sofort der Teppichboden, die grosse Küche, die Mutter zuhause am Kuchen backen, die Töchter Cheerleader und der Vater kommt am Abend von der Arbeit nach Hause sitzt in seinen Sessel und schaut Football, Rugby oder irgend eine andere Art American-Sports. 
In einigen Punkten trifft meine Familie total ins Schwarze, in anderen total daneben.
Meine Host-Mum liebt es zu kochen, ich habe jedoch noch nie mitbekommen dass sie etwas gebacken hat. Mein Host-Dad arbeitet in seinem Antique-Shop, direkt unter unserer Wohnung, und ja er kommt Abends ins Wohnzimmer und setzt sich in seinen Sessel. Er bevorzugt es jedoch die Präsidentschaftswahlen an Stelle von Sport zu schauen. 
Meine Host-Sisters könnten unterschiedlicher nicht sein. Hailey ist 17 Jahre alt, schüchtern und meistens eher zurückhaltend. Sie ist blond, Cheer-Captain und liebt Männer Sweaters die ihr zu gross sind. Hannah ist 13 Jahre alt, spielt für ihr Leben gerne Volleyball und ihre Haare sind Pink-Blau. Ihr Kleidungsstyle? Unbeschreiblich! Sie würde am liebsten jede einzelne Farbe auf einmal tragen. Die zwei sind so verschieden und doch irgendwo total gleich. Beide sind gross, lieben Tiere, hören die selbe Musik und wissen genau was sie wollen und was nicht.
Ich hatte mir nie wirklich gross vorgestellt wie meine Gastfamilie sein würde, aber ich hätte sie mir nie SO vorgestellt. Was ich jedoch sagen kann, ist, dass ich es nicht besser hätte treffen können. Seit dem ersten Tag, fühlt es sich so an, als wäre ich NIE nicht in dieser Familie gewesen. Ich habe sie seit dem ersten Tag ganz fest ins Herz geschlossen!

Schon in der ersten Woche habe ich eine Unmenge an Sachen erlebt, die ich nie geträumt hätte zu erleben. Ich ging Krabbenfischen, sah Seehunde und Seesterne in der freien Wilderness und eine Menge anderer Dinge. Würde ich über alles schreiben, könnte ich gar nicht aufhören zu schreiben. 
Krabbenfischen ist so ziemlich das aufregendste dass ich je in meinem Leben gemacht habe. Fischen, töten, essen. Mehr kann man dazu nicht sagen.

Meine High School besteht aus ca. 200 Schülern; Amerikaner, Native-Americans, Europäer und Asiaten, von jedem Etwas. Blonde, Brunetten, Pink-/Blauhaarig, weiss und dunkelhäutig, gross und klein, und trotzdem verstehen sich die Meisten unerwartet gut. 
Der erste Tag in meiner Schule war, kurz und trotzdem extrem anstrengend. Ich habe unglaublich viele neue Eindrücke gesammelt und neue Leute kennen gelernt, und dass an einem einzelnen Tag.
Einer der grössten Unterschiede zwischen Schweizer und Amerikanischen Schulen, ist das Schulsystem. In der Schweiz hat man einen geregelten Stundenplan. Jeden Montag dieselben Fächer, jeden Dienstag dieselben, usw. ... In Amerika hat man jeden Tag dieselben Fächer, jedoch nur 6 von den 7 Schulfächern, die man Anfang des Jahres ausgesucht hat. Das heisst, dass jeden Tag ein Schulfach ausfällt, immer der Reihe nach. 
Geregelte Ferien gibt es nur 2 Wochen über Weihnachten und Neujahr und 3 Monate im Sommer. In der Schweiz sind es 13 Wochen über das ganze Schuljahr verteilt. 
Über den Mittag nach Hause gehen und mit der Familie zu Mittag zu essen, ist so normal, dass man es sich gar nicht anders vorstellen würde. In Amerika ist es jedoch das Normalste, über den Mittag einen Lunch mitzunehmen und ihn in der Schulcafeteria zu essen. Langsam habe ich mich damit angefreundet.
Was mich an der Schule bis jetzt jedoch am meisten beeindruckt hat, ist der Schulspirit. Es ist beeindruckend, wie dieser Spirit alle zusammen und näher bringt. Fürs Team cheeren und alle Homegames mitzuerleben, ist für die Meisten selbstverständlich. Ich wünschte mir, dass wir das in der Schweiz auch hätten, denn es ist eines der tollsten Gefühle!

Da ich schon über Gefühle spreche... Ich hatte noch nie in meinem Leben ein solches Gefühlschaos wie ich es in den letzten zwei Monaten hatte. Das intensivste war jedoch die Sehnsucht. Mein ganzes Leben hatte ich nie das Gefühl gehabt jemanden zu vermissen. Seit ich hier bin, weiss ich jedoch was es heisst jemanden inständig zu vermissen. Ich verlor eine Person, die ich über alles geliebt habe und wahrscheinlich immer noch liebe. Dieses Gefühl brennt jetzt noch in meinem Herzen. Ich weiss ich bin erst 16 Jahre jung und habe noch mein ganzes Leben vor mir, aber es fühlte sich so richtig und wahr an. Dass sich danach herausstellt, dass diese ganze Gefühlssache mit grosser Wahrscheinlichkeit nur eine einzige grosse Lüge war, zerreisst mich innerlich! Ein Teil meines Herzen sagt mir, dass ich die Gefühle für diese Person nie ganz loswerden werde.
Am anderen Ende der Welt zu sein, mit neun Stunden Zeitunterschied, bringt zum Vorschein wer die wahren Freunde sind. Zu merken, wer in schweren Zeiten wirklich für dich da ist, und wer nur so tut, ist ein schönes und zugleich schmerzhaftes Gefühl. Menschen die sich vorher nicht für dich interessiert haben, oder du denkst, dass sie das nicht haben, werden plötzlich bessere Freunde als es die meisten Freunde die ich mein Leben lang hatte. 
In meinem Leben gibt es einige Personen für die ich Alles tun würde, aber nur eine einzige Person bei der ich mir sicher bin, dass diese Person auch das selber für mich machen würde. Ich verdanke ihm mehr als dass ich es mit Worten beschreiben könnte! Er ist mein Bester Freund, wie ein Bruder und ihm gehört ein grosser Teil meines Herzen. Ich liebe ihn, als Bruder! (nicht mehr und nicht weniger!)
Er ist immer für mich da! Ich bin am anderen Ende der Welt und er würde trotzdem ALLES für mich machen! :')

An manchen Tagen wünschte ich mir, ich könnte einfach ins Flugzeug steigen, in die Schweiz fliegen und alle die Menschen die ich so sehnsüchtig vermisse in meine Arme nehmen. Dann muss ich nur ein paar Sekunden darüber nachdenken, um zu realisieren, dass ich das gar nicht will! Was sind schon neun Monate, wenn ich noch mein ganzes Leben vor mir habe? Ja genau, nichts!
Ich bin verdammt stolz, dass ich mich gewagt habe, alleine und selbständig nach Amerika zu gehen und den Anfang in mein eigenes Leben gewagt habe!

xoxo Celine

PS: DANKE Mami & Papi dass ihr mir das alles ermöglicht und egal welche Entscheidung ich treffe hinter mir steht! Ihr seit meine Vorbilder und ich werde IMMER zu euch aufsehen und mir wünschen, dass ich eines Tages genau solche tollen Eltern sein werde wie ihr es für mich wart, seit und immer sein werdet! ICH LIEBE EUCH MEHR ALS DASS ES ALLE WÖRTER IM GANZEN UNIVERSUM BESCHRIEBEN KÖNNTEN!

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